Im Luzernischen

Er will nach Menzberg, unser Wanderer. Auf dem Weg ins Höhennest am Napf kommt er aber erst mal gehörig ins Schwitzen.

    

Route:

Wolhusen, Bahnhof – Dorf – Mättenlehn – Vorder- und Hinterätzleschwand – Längebüelschür – Gutenegg – Chorb – Chorbgraben – Ankeschwändi – Menzberg

Dauer:

3.5 Stunden.

Einkehr:

Am Schluss in Menzberg: Hotel Menzberg. Montag Ruhetag.

Hinkommen:

Wolhusen liegt an der Bahnlinie Luzern – Bern.

   

Kolumne von Thomas Widmer

RUNDUM NUR HÜGEL UND EIN WATTIGES MEER

Menzberg ist bekannt als Ausgangspunkt von Napfwanderungen. Doch wieso nicht Menzberg für einmal zum Ziel machen? Das Dörfchen auf 1000 Metern über Meer ist ein herrlicher Ort zum Ankommen, Verweilen, Einkehren. Hat man ausgiebig genossen, trägt einen der Bus hinab zur Station von Menznau. So weit der Schluss dieser Wanderung. Jetzt zu ihrem Anfang. Bei blendendem Herbstwetter steigen wir in Wolhusen aus dem Zug. Zum Auftakt geht es durch das vom Verkehr geplagte Riesendorf: vorerst zum grossen Kreisel, dann westseitig der kleinen Emme durch ein Wohnquartier.

Blumen blühen in den Vorgärten, das Auge mustert sie sehnsüchtig. Bald ist es vorbei mit der Farbenfülle. Und mit dem Geruch. Das ist es, was ich im Winter am meisten vermisse: den Geruch von frisch geschnittenem Gras, von Heu, Lavendel, Flieder, Walderdbeeren, Holunderblüten.

Nun wird die Unternehmung kurz richtig hart. Wir müssen steil hinauf. Zur Rechten den Stampfigraben, zur Linken das Badtobel, gewinnen wir schwitzend Höhe; vor Augen haben wir die Häuser der Schruffenegg, die wir in einigem Abstand passieren werden. Bei Mättenlehn ist es vorbei mit dem Leiden durch Steigung. Die Wanderung ist nun längere Zeit, bis zur Gutenegg, purlautere Erholung. Ein vollkommener Höhenweg ermöglicht es. Beim Steinhuserberg sehen wir eine moderne Kirche, die sich stimmig in die Landschaft fügt, sie stammt von 1970. Hernach Höfe wie Vorderätzleschwand, Hinterätzleschwand, Längebüelschür. Und am Horizont die Berner Alpen. Dazu natürlich der Pilatus. Und die Rigi, wenn ich recht sehe; zum Herbstwetter gehört eine gewisse Dunstigkeit der Luft.

Vor der Gutenegg haben wir – dies die gute Nachricht – Menzberg direkt vor uns. Weit ist das nicht mehr. Oder? Die schlechte Nachricht ist, dass uns der Chorbgraben von unserem Ziel trennt; in ihn hinab oder auch hinein halten wir alsbald. Je tiefer wir steigen, desto mehr gefällt uns die Wegführung; das mit der schlechten Nachricht ist Blödsinn. Die Anstrengung lohnt sich auf jeden Fall, unten am Flüebach spriessen Pilze, wir sind im Reich der Nagelfluh, der Farne, Blacken und Beeren. Der Kontrast zur hellen Hügelherrlichkeit der letzten anderthalb Stunden könnte grösser nicht sein.

Entspannende Aussichten

Wir erobern uns das Licht wieder, steigen auf zur Ankeschwändi; was für ein hübsch gebutterter Name. Kurz darauf sind wir in Menzberg. Das Höhennest liegt wunderbar für sich. Seine Kirche ist riesig. Unser Ziel ist freilich ganz und gar weltlich. Wir haben im Hotel Menzberg einen Tisch reserviert. Das Haus geht übrigens zurück auf das Jahr 1834, als auf dem Menzberg eine Molkenkuranstalt gebaut wurde.

Wir setzen uns, atmen durch, bestellen. Das Essen ist sehr gut, die Weinkarte sogar bombastisch, wie unsere Bieler Connaisseuse Ronja feststellt. Und der Hotelier ist ein netter Typ, der uns freundlich Auskunft gibt, als wir Fragen zur Gegend haben. Wir sind uns im Grüpplein einig, dass man in Menzberg einmal nächtigen müsste. Bleiben. Sich entspannen. Diesmal müssen wir leider verzichten. Aber die Idee wird notiert in meinem Ideenjournal, das über die Jahre nicht dünner, sondern dicker und dicker wird. Wer wandert, entdeckt immer noch mehr Möglichkeiten zur Freude.

   

In Kooperation mit

   

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